Es war 1979 und ich war grad ein paar Monate vorher zu meinem heutigen Mann gezogen – Einfamilienhaus in einem Dorf. Natürlich bin ich mit meiner Katze zu ihm, Es gab uns einfach nur gemeinsam. An einem Samstagmorgen schaute ich beim Schlafzimmerfenster raus und rief zu meinem Mann, der in der Küche war: da ist ein Hund im Garten und Katerchen ist draußen, hoffentlich passiert nichts. Mein Mann schaute aus dem Küchenfenster – so ca 8 Meter vom Schlafzimmer entfernt und stellt fest „das ist der Dackel vom Bürgermeister, der geht öfter spazieren“. Dackel? Nein, sicher nicht, das ist ein riesig großer Wolf, Hilfe. Nachdem wir uns nicht einigen konnten ob Dackel oder böser Wolf rannten wir in Angst und Sorge um Katerchen in den Garten und da stand er – der böse Wolf. In sicherer Entfernung stand der Bürgermeister (samt Dackel) und versuchte den Hund in den Schuppen zu locken, was ihm auch gelang. In einem Gespräch mit dem guten Mann stellte sich dann heraus, dass dieser Hund schon seit dem Vortag durchs Dorf läuft und einige Leute gebissen hat. Aha. Trotzdem, uns tat der Hund leid, da ganz allein im kleinen Schuppen und was wird wohl aus ihm werden???? Also besprachen wir uns kurz, organisierten einen Lederriemen als Halsband, eine Strick als Leine und brachten das gute Tier in unsere Küche, boten ihm Futter und Wasser, klappte alles ganz gut, ausgenommen: er ließ sich nicht am Hals nehmen, dann schnappte er zu, aber nicht ohne! Wir verständigten als die Polizei, den Tierschutz und inserierten in der Tierecke der Tageszeitung: Schäferhund gefunden. Ergebnis: Null und Nichts. Nachts schliefen wir nur abwechselnd, einer von uns hatte immer ein Auge am Hund, für uns war er wie wohl vorher für die anderen Dorfbewohner einfach unberechenbar. Auch seine Größe – 58 cm Schulterhöhe – war nicht unbedingt beruhigend. Da wir noch berufstätig waren musste er tagsüber in die Garage, immerhin doch immer für 12 Stunden, aber da war er brav, verschmutze nichts, zerstörte nichts, freute sich einfach, wenn wir nach Hause kamen. Alles in allem keine artgerechte Hundehaltung, so ging es nicht weiter. Kein Halter meldete sich, niemand wollte ihn haben, das Tierheim erschien uns nicht netter wie die Garage, also Infos sammeln. Ab zur nächsten Hundeschule und einen Trainer fragen. „Zeigt ihm doch einfach, wer der Herr im Haus ist“ Na super! Mein Mann schlüpfte in feste Hosen, Stiefel, Lederhandschuhe und los ging’s: einmal zum beißen provoziert (am Halsband anfassen) und als er zubeißen wollte packe er ihn beim Nacken und Po, hob ihn hoch und donnerte ihn schweren Herzens am Boden. Das war’s! Er musste wohl nach wie vor schnappen, aber so, dass wir es kaum spürten, es war einfach zu tief ihn im drin. Er begann in der Hundeschule mit dem Grundkurs, es klappte ganz gut. Nachdem wir alle möglichen Namen ausprobierten und er auf keinen reagierte tauften wir ihn Arno. Er musste nach wie vor tagsüber allein bleiben, inzwischen allerdings in der Wohnung, Katerchen und er freundeten sich an, es gab keine Probleme mehr – bis eben auf den täglichen Testbiß. Nach gut einem Jahr trafen wir beim einkaufen – natürlich mit Hund an der Leine – einen Mann, nicht gerade ein netter Kerl, der sofort feststellte, dass das sein Hund sei und wir diesen gestohlen hätten. Auch der Hund erkannte ihn sofort und es war klar, das war sein Vorbesitzer. Gestohlen? Sicher nicht. Wir luden den Menschen zu uns ins Haus, zeigten ihm alle Anzeigen und Inserate – von gestohlen kann also sicher nicht die Rede sein, wennst Deinen Hund suchst, dann frag beim Tierschutz, bei der Polizei, les die Tierecke, aber geh uns nicht blöd an. Na gut, meint er, dann nehme ich ihn halt wieder mit, er wurde ja dann vermutlich von einem Unbekannten von der Kette gelassen. Alles klar – Kettenhund!! Klar, dass er schnappte, wenn man ihn am Halsband packte. Kein Problem: Mann, zahl einfach die Unkosten wie Tierarzt, Hundeschule etc., Futtergeld haben wir eh keines verlangt, aber alles in allem kamen wir doch auf (damals) 1.000 Schilling. Hallo? Wie bitte? Für 1000 Schilling kauf ich mir einen neuen Hund! Super, uns viel ein Stein vom Herzen, war Kilometer weit zu hören. Wir hatten inzwischen einen treuen Gefährten. Inzwischen kam meine Mutter zu uns ins Haus, sie brauchte Pflege, da an Parkinson erkrankt, der Hund hütete unsere Mutter, wenn wir außer Haus waren. Das ging soweit, dass er sie am Rücken schleppte, wenn sie außer Haus gehen wollte – war echt allein seine Idee! Wir durften insgesamt 12 Jahre mit ihm verbringen, Arno – unser Lebensgefährte. Er schnappte mich täglich einmal an der Hand, es klappte wunderbar, es tat überhaupt nicht weh, er war so vorsichtig, als ob er ein rohes Ei ins Maul nimmt. Wir danken ihm für seine Liebe, die er uns täglich zeigte, seine Nachfolger danken ihm dafür, dass er uns Hundeerfahrung lehrte. Dies niederzuschreiben tut nach wie vor weh. Unser Arno – unvergesslich!
Kacz
Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt, als sich selbst. Josh Billings
Oje das ist aber traurig Aber ich finde es toll, das Ihr es geschafft habt Arno noch ein Leben zu geben das er verdient, und als Deine Mutter dann da war war er ja auch nicht mehr alleine... Ich wünschte es gebe immer Happy Ends...
LG
Sammi
Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt, als sich selbst. Josh Billings