Süß, süß und nochmals süß! Auch der Schnurz ist ja ein Bild von einem Jagd-Terrier (na ja, wenn man von der zu kurzen Schnauze absieht... *kichkicher*)
Du bringst mich mit deiner Frage in die Bredouille Ich hab mir lange überlegt, ob ich lügen, nicht antworten oder die Wahrheit erzählen soll - denn es handelt sich ja um ein absolutes Reizthema.
Ich habe mich für Letzteres entschieden, ich kann schlecht lügen...
Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, es sind keine Leuchthalsbänder, es sind - wie du vielleicht geahnt hast - Sender zu unserem Elektrozaun, auch „Ferntrainer“ oder „Teletakt“ genannt.
Dazu möchte ich jetzt erklären, warum wir diese „Mördermaschine“ einsetzen.
Als wir uns mit der Hundefrage beschäftigten, war der Zaun eines der ganz grossen Themen: Wir wohnen am Waldrand, auf einem Hügel sozusagen, unser Garten fällt im Süden steil ab in ein kleines Tal mit Bachlauf. Auf der Nordseite des Grundstückes ist die Haupstrasse des Dorfes, westlich ein Mehrfamilienhaus mit dem Schaugarten einer TV-Prominenten, östlich das maschendrahtumzäunte Grundstück eines HH-Paares. die Probleme waren also vorprogrammiert.
Unser Grundstück ist mit 1000qm relativ gross, und wir wollten unseren Hund frei laufen lassen, ohne ihn ständig beaufsichtigen zu müssen. Also war ein Zaun Bedingung. (Dass wir gleich zwei Hunde, dann einen alleine, dann wieder zwei haben würden, wussten wir damals noch nicht...). Ein Zwinger kam nie in Frage.
Beim Züchter von Isa und Bella fiel uns auf, dass sich die erwachsenen Hunde (Dackel und Deutsch Drahthaar) auf dem riesigen Grundstück frei bewegten, obwohl wir nirgends einen Zaun entdecken konnten. So machten wir Bekanntschaft mit dem Elektrozaun. Ich war entsetzt, liess mir aber die Wirkung erklären und das Gerät vorführen, inkl. „Elektroschock am eigenen Leib“ . Der Schock blieb aus, der Sender kribbelte ein wenig, das war‘s. Trotzdem wollten wir einen Zaun bauen wie unsere Nachbarn, Maschendraht auf Betonfundament in moderater Höhe.
Leider waren wir mit dem Errichten eines Zauns im Verzug, als wir Isa und Bella zu uns holten. Wir dachten aber, dass die Welpen sich ja sowieso noch nicht allzu weit weg von uns wagen würden, der Zaun also noch nicht dringend wäre. Wir machten uns eher Sorge wegen des Steilhanges, der (spärlichen) Autos auf der Strasse, des wunderbar gepflegten Schaugartens... Denkste! Das Erste, was die Kleinen nach ausgiebigem Schnüffeln in der der ersten Woche fanden, war die Lücke im zwischen Maschendraht und Sockel beim Zaun des Nachbarn - und weg waren sie...
Nach dem 20. Mal die Hunde wieder aus Nachbars Garten holen (und damit meine ich suchen und holen!) wussten wir, dass der Maschendrahtzaun wohl nicht das Optimale für uns sein würde. Früher oder später würden sie auch unseren Zaun in alle Richtungen „durchdringen“.
Also beschäftigten wir uns nach einigen Familien-Diskussionen mit der Lösung des Züchters von Isa.
Gute Informationen zu kriegen ist nicht einfach: Nur wenige haben praktische Erfahrung damit, es gibt die totale Ablehnung oder Befürwortung (ersteres bei Tierschützern, letzteres bei den Bauern). Grundsätzlich wird der Zaun aber meistens mit dem Weidezaun fürs Vieh verwechselt, der den Tieren - und manchmal ja auch uns - einen echten Stromschlag verpasst.
Wir testeten verschiedene Geräte bzw. die Intensität nach Gewichtsklassen und stellten fest, dass die meisten kaum mehr als ein Kribbeln verursachen, leicht auf niedriger Stufe, etwas stärker auf hoher Stufe. Alle hatten zudem eine akkustische Warnung eingebaut, einen getakteten Ton, der bei Annäherung an das Kabel immer lauter wird.
Wir entschieden uns dann für dieses Gerät, weil hier die niedrigste Stufe eingestellt werden kann.
Wir legten das Kabel, steckten die Fähnchen und begannen mit dem Training. Ich gebe zu, beiden erlebten einmal das Kribbeln durch den Strom und sie sind mächtig erschrocken, kamen sofort zu uns gerannt. Danach orientierten sie sich an den Fähnchen und dem Ton, es kam nicht mehr vor. Sie blieben im Garten, innerhalb der Fähnchen.
Auch Schnurz wurde entsprechend trainiert, auch er erlebte einmal den Stromstoss - und nachher nie wieder.
Seither funktioniert der Zaun ohne Probleme, sie wissen genau, wo die Grenze ist. Sie „holen“ sich mittlerweile das Halsband, wenn sie raus wollen, es bedeutet „Garten“ für sie. (Auf dem Foto sind sie gerade aus dem Garten gekommen und auf dem Sofa eingeschlafen, darum haben sie‘s noch um.) Das Gerät ist auch schon mehrmals ausgefallen, ohne dass sie es bemerkt hätten, sie kennen ihr Gebiet bestens und orientieren sich höchstens am Warnton.
Sie sind aber unterwegs beide schon zweimal in einen Weidezaun gerannt - das war wirklich schlimm, mit Jaulen und späterem ängstlichem Verhalten etc. Das Kribbeln des Senders ist sicher nicht angenehm, aber es ist vor allen Dingen irritierend und weit weniger schmerzhaft...
Wir haben inzwischen auch die Erfahrung gemacht, dass Isa in jedem Zaun einen Durchschlupf findet und Schnurz über jeden Zaun springt bzw. sich unten durchgräbt... Wir sind zufrieden mit diesem System und haben auch nicht den Eindruck, dass unsere Hunde darunter leiden.
Ich weiss nicht, ob ich damit ein paar Vorbehalte ausräumen konnte - aber mir ist jetzt wohler und die Diskussion kann beginnen...
Wow, hab vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Ehrlich gesagt, war mir von Anfang an klar, dass es keine Leuchthalsbänder waren,. wissen wollte ich's aber trotzdem
Grundsätzlich bin ich absolut gegen solche Aversivmaßnahmen, denn wann immer man etwas einschäzt, schätzt man es für sich selbst und nicht für jemand anderen ein. Es ist schon schwer, einzuschätzen, als wie schmerzhaft andere Menschen Dinge einschätzen, bei Tieren ist das noch mal schwerer. Aber ihr habt eine Entscheidung nach langem Überlegen getroffen und euch nicht leichtfertig entschieden. Das finde ich gut. Ihr habt euch gut informiert und die beste Lösung für die Racker rausgesucht. Ich finde es gut und finde die Lösung auch viel besser, als wenn die Hunde nur an einer Gartenleine raus könnten.
Ich find es gut, dass du so mutig warst und das öffentlich geschrieben und "zugegeben" hast. Gerade für dieses Reizthema finde ich es toll, auch mal eine Meinung zu lesen, die nicht polarisiert. Tierschützer seid ihr ja eben trotzdem und ich finde euer Handeln nicht verantwortungslos, auch wenn auch andere Konsequenzen möglich gewesen wären (erst Hunde, wenn Zaun sicher oder so).
Danke für die Offenheit, von mir zumindest brauchst du dich nicht verurteilt zu fühlen Und, dass die Hunde sich gern die Halsbänder umlegen lassen, sich frei und unbeschwert im Garten bewegen und die Halsbänder sogar mit einem Stück Freiheit in Verbindung bringen, ist doch der beste Beweis dafür, dass sie psychisch stabil sind und keine Angst vor dem unsichtbaren Zaun haben.
Viele Grüße
Cassi
Ein Hund, der knurrt, ist nicht gefährlich - er kommuniziert! Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen
ich finde es toll das Du nimm2 so offen warst, ich habe es natürlich auch gesehen später, wollte nach Deinem Post aber warten was Cassiopeia dazu schreibt hatte etwas Angst... Bin ehrlich... Toll ist natürlich das Du diese Entscheidung nicht einfach so gefällt hast... Und verurteilen tue ich Dich auch nicht
Cassi ich finde es toll das Du jemand bist der sich Gedanken macht und nicht unüberlegt schreibt, das Du Dich in andre sozusagen reinversetzen kannst und es mit Ihren Augen siehst. Besser kann ich es leider nicht ausdrücken... Ich glaube Du verstehst...
Liebe Grüße
Sammi
Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt, als sich selbst. Josh Billings
Na, dann bedanke ich mich gern für das Lob vom Admin
Zwar soll dies kein Freifahrtschein für alle Strom- oder Spritzhalsbänder sein, dagegen bin ich nach wie vor und es sollten auch immer alle Alternativen durchgegangen werden. Aber in den Händen verantwortungsvoller Hundehalter kann man eben auch so etwas vertreten, denke ich.
Ein Hund, der knurrt, ist nicht gefährlich - er kommuniziert! Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen
Ich danke euch beiden für eure Antworten - ich bin allerdings noch immer überrascht über die positive Aufnahme meines "Geständnisses", hatte ich mich doch mental bereits mit mentalen Boxhandschuhen ausgestattet
ZitatGepostet von Cassiopeia Und, dass die Hunde sich gern die Halsbänder umlegen lassen, sich frei und unbeschwert im Garten bewegen und die Halsbänder sogar mit einem Stück Freiheit in Verbindung bringen, ist doch der beste Beweis dafür, dass sie psychisch stabil sind und keine Angst vor dem unsichtbaren Zaun haben.
Offen gestanden ist das Verhalten der Hunde ausschlaggebend dafür, dass wir den Zaun beibehalten. Denn ich war und bin auch nicht zu 100% davon überzeugt. Hätte ich auch nur bei einem der beiden Verunsicherung oder Ängstlichkeit als Folge entdeckt, wäre das Experiment Elektrozaun damit beendet gewesen.
Ich bin auch nicht der Meinung, dass man mit den Elektrogeräten die Erziehung der Hunde ersetzen kann - selbst beim Elektrozaun muss mit den Hunden (vor dem Einsatz des Elektroimpulses, nur über den Warnton) geübt werden, damit sie lernen, das bereits der Signalton "Halt" bedeutet. Unsere beiden müssen immer mindestens einmal ausprobieren, was denn geschähe, wenn sie doch mal ein Kommando nicht beachten würden - so auch beim Zaun... Danach war es klar...
Zumindest bei uns hat der Zaun auch nicht dazu geführt, das Experiment mit Schocks oder Spays auszuweiten. Bellen dürfen sie im Garten, bis wir sie abrufen und unterwegs müssen sie auf unseren Rückruf oder "halt" reagieren - keine Sorge also, dass Anti-Bell- oder Fern-Schock-Halsbänder angeschafft werden (obwohl ich auch da mittlerweile schon einige mehr oder weniger "heimliche" Benutzer kennengelernt hab...)
Danke also nochmals für eure Offenheit meinem Bericht gegenüber!
Deine Ehrlichkeit finde ich super, denn wie Du ja schon geschrieben hast, es hätte auch einen offenen Schlagabtausch geben können. Ich bin grundsätzlich auch kein Befürworter der Teletakthalsbänder, bin aber hier auf dem platten Land aufgewachsen, wo alle paar Meter eine andere Pferdekoppel mit Stromzaun zu finden ist. Viele Höfe hier haben Einstellpferde und am gesamten Grundstück Weidekoppeln, die mit Strom eingezäunt sind. Dadurch kennen hier viele Hunde diese Art Begrenzung von Natur aus... Das ist aber nicht zu vergleichen mit dem Gerät, das Ihr einsetzt, denn Ihr habt vorher geübt, wann stehenzubleiben ist. Eure kennen das Signal und wissen, was es bedeutet - Henry hat vor kurzem einen Mordsschlag genau auf der empfindlichen Hundenase von einem Pferdezaun abbekommen und war sooooo verängstigt! Inzwischen ist das bei ihm Wochen her und langsam taut er wieder auf, geht aber nach wie vor nicht in die Nähe des Ortes des Schreckens.
Ich denke, Ihr habt Euch da viele Gedanken gemacht und verantwortungsvoll gehandelt. Eure Hunde können sich sicher und gesichert frei bewegen! Ihr habt keine Nervenbündel zu Hause, sondern fröhliche Hunde, die sich ihre Halsbänder abholen, weil es für sie einfach dazugehört! Daher auch von mir keine Schläge, sondern Lob für Deinen Mut...
(Ich glaube, dass bei Henry auch kein Zaun mehr nötig ist, bloß so ein Draht, von dem er einen Nasenschlag abbekommen hat!)
P.S.: Ich habe die Halsbänder im Übrigen gar nicht bemerkt...
Also ich bin eigentlich auch kein Fan, zumindest nicht, wenn dieses Zeug zur "Erziehung" genutzt wird. Aber ich sehe das realistisch: Mit Pferden und Kühen macht man es ja nicht anders. Da holen sich die Fohlen auch mal einen ab und dann ist gut, und diese Zäune sind, wie schon geschrieben, nicht grad harmlos.
ZitatGepostet von Cassiopeia Na, dann bedanke ich mich gern für das Lob vom Admin
Zwar soll dies kein Freifahrtschein für alle Strom- oder Spritzhalsbänder sein
Bitte bitte gerngeschehen...
Ich bin auch kein Befürwörter dieses Geräts, klar ist das unser geschriebenes kein Freifahrtschein ist... Das ist von Situation zu Situation unterschiedlich...
LG
Sammi
Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt, als sich selbst. Josh Billings