es gibt Verhaltensweisen, die, wenn sie auf Signal ausgeführt werden, für jedes Mensch-Hund-Team sehr nützlich sein können. Für Teams, in denen alles harmonisch läuft (oder zukünftig betrachtet: laufen soll) und gerade auch für solche, in denen es zu Problemen gekommen ist.
Die in diesem Thread vorgestellten Kommandos/Signale dienen der Verbesserung der Mensch-Hund-Beziehung und sollen dafür sorgen, dass der Hund sich ausreichend (nicht zu viel und nicht zu wenig) am Menschen orientiert. Es geht dabei weniger um Beschäftigung oder Unterordnung, sondern mehr um die Händelbarkeit im Alltag. Natürlich macht der Aufbau der Übungen auch Spaß, man freut sich über Erfolgserlebnisse und hat letzten Endes einen gut einschätzbaren Hund (andersherum hat der Hund einen gut einschätzbaren Menschen).
Ich beginne gleich mal mit dem Aufbau eines ersten Signals.
Viel Spaß und viele Grüße!
Cassi
Wichtig: Die folgenden Übungen und Kommandos/Signale sollen nicht den Eindruck erwecken, alles und jede Handlung des Hundes müsse kontrolliert werden. Im Gegenteil, es geht darum, den Hund dann, wenn es der Halter für nötig hält, lenken zu können. Also: nicht jede Aktion muss zuvor genehmigt werden, wenn es denn aber möglich ist, als Halter in manchen Situationen eben doch die Notbremse zu ziehen.
[ Editiert von Moderator Cassiopeia am 02.11.10 12:49 ]
Ein Hund, der knurrt, ist nicht gefährlich - er kommuniziert! Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen
Bin schon gespannt Das ist ja toll Da hab ich ne Idee nur wenn Du magst Magst Du vllt. eine eigene Seite auf der Hp zu diesem Thema? Der Autor Du wird natürlich genannt, nur mal so als Idee... Bin immer noch gespannt
Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt, als sich selbst. Josh Billings
Vorwissen: Länger Blickkontakt zu halten, kann in der Hundewelt einen bedrohlichen Charakter haben. Der Blickkontakt sollte also langsam und behutsam trainiert werden. Wichtig für das Training ist, - Selbst „Lust zu haben“ und motiviert zu sein - Bewusst Situationen zu wählen, die zum Trainieren geeignet sind (Zeit, Ruhe, eigene Motivation, Aktivitätsphase des Hundes …) - Aufzuhören, wenn es am schönsten ist (mit einem Erfolgserlebnis).
Nutzen: Blickkontakt zwischen Hund und Halter herzustellen teilt die Aufmerksamkeit des Hundes, lenkt sie auf den Menschen und macht ihn somit empfänglich für weitere Signale. Auch unter Ablenkung (nach ausreichen Training) kann der Hund dann gezielt mit diesem positiv aufgebauten Signal aus einer ihn stressenden Situation herausgeholt werden. Sicher kann man auch in die Hände klatschen, Wasser sprühen oder Discs nach dem Hund werden - diese Aufmerksamkeitsteiler haben aber einen Nachteil: sie lösen negative Emotionen aus. Der Blickkontakt löst (durch den positiven Aufbau) positive Emotionen wie Vorfreude (auf eine Belohnung oder die Zusammenarbeit) oder Entspannung ("jetzt bekomme ich eine Lösung und weiß, was ich tun soll") aus und lässt ein Ritual entstehen: Blickkontaktsignal=Achtung, der Mensch hat eine (wichtige) Information für mich.
Zum Aufbau: Als Blickkontaktssignal kann man den Namen des Hundes verwenden oder ein ganz neues Signal wie „Schau mich an“ oder „Name des Hundes, schau mal“ in freundlicher Stimme. Kennt der Hund bereits seinen Namen als "Kommsignal", sollte man den Namen nicht als "Schausignal" verwenden - höchst selten ist aber das der Fall
Ziel ist es, einen Aufmerksamkeitsteiler für jegliche Situationen zu haben, auf den der Hund positiv auf den Menschen reagiert und sich auch länger auf ihn reagiert.
Kennt der Hund noch kein Signal für’s Anschauen, beginnt man so: 1. Man nimmt einige Futterbrocken und hockt sich zum Hund (wenn er es toleriert vor ihn). Ein Futterstückchen zeigt man dem Hund, um Interesse zu wecken, dann führt man es zum eigenen Gesicht in Augenhöhe. Die Augen des Hundes folgen dem Futterstückchen und er stellt so Blickkontakt her. Dafür wird er sofort gelobt („Fein“, „Super“, „Gut gemacht“) und erhält das Futterstück. Diesen Schritt wiederholt man mehrmals hintereinander und 2 – 3 Mal am Tag. Folgt der Hund der Hand zuverlässig, kündigt man die Handbewegung mit dem zukünftigen Signalwort an: Signalwort – sofort anschließend die Handbewegung Richtung Stirn – Blickkontakt erfolgt – Lob und Belohnung. Auch dies wird mehrmals hintereinander, mehrmals am Tag wiederholt. Nach einiger Zeit wird der Hund nach dem Signalwort von sich aus den Blickkontakt herstellen, ohne der Hand erst folgen zu müssen. Klappt das zuverlässig, wird nicht mehr jedes Mal mit Leckerchen belohnt, sondern nur alle 2, 3, 2, usw. Mal. Das gewählte Lobwort wird aber weiterhin als Bestätigung gegeben.
2. Die Dauer des Blickkontaktes wird erhöht, indem man die Belohnung immer etwas länger hinauszögert.
3. Nun wird nach und nach die Ablenkung erhöht: Die Position wird verändert: neben dem Hund, im Sitzen auf der Couch, auf einem Stuhl, im Stehen, im Gehen … Der Ort wird verändert: In der Küche, auf dem Wohnzimmerteppich, im Flur, draußen auf einer ruhigen Wiese … Umgebungsveränderung: bei offenem Fenster, mit laufendem Fernseher, mit einem Familienmitglied im Raum … Nach und nach kann das Training mehr in den Alltag eingebaut werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass auch hier die Ablenkung zunächst gering gehalten wird, das Signal also nur dann gegeben wird, wenn man davon ausgehen kann, dass der Hund auch mit dem korrekten Verhalten reagieren kann. Sonst verliert das Signal an Bedeutung. Je nach Trainingsgrad wird die Ablenkung nach und nach erhöht und die Aufmerksamkeit des Hundes kann auch in schwierigen Situationen auf den Menschen gelenkt werden (Ziel). Wichtig: Steigerungen werden erst eingeführt, wenn die jeweils niedrigere Stufe gut beherrscht wird. Kleinere Rückschritte im Training sind normal, es wird dann einfach mit der nächstniedrigeren Stufe begonnen.
Der Text sieht jetzt ziemlich lang und umfangreich aus, an sich ist die Übung aber nicht schwer und nimmt auch nicht viel Zeit in Anspruch. Weder Hund noch Mensch sollen überfordert werden, es reicht wirklich, zwei oder drei Mal am Tag das Schauen zu üben - ca. 3-5 Mal hintereinander. Und immer dran denken: Mit einem Erfolgserlebnis aufhören! Ist man gerade bei der zweiten Wiederholung aber diese hat gerade ausgezeichnet oder besser als erwartet geklappt heißt das: Schluss für jetzt! Lieber erst am nächsten Tag oder einige Stunden später weitermachen!
Sollte jemand Fragen oder ich was vergessen haben: Her damit
Viele Grüße
Cassi
Ein Hund, der knurrt, ist nicht gefährlich - er kommuniziert! Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen
@Sammi Klar, gerne Aber vielleicht macht es Sinn, das erst dann zu machen, wenn ich schon ein paar Sachen zusammen getragen habe. Einen eigenen Teil und dann nur ein Signal zu haben ist vielleicht etwas doof. Aber ich werd auf jeden Fall weiter daran arbeiten!
Viele Grüße
Cassi
Ein Hund, der knurrt, ist nicht gefährlich - er kommuniziert! Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen
Wow da hast Du Dir aber echt Mühe gegeben! Schön ausführlich geschrieben das jeder durchblicken kann, echt super gemacht Cassi Wow Klingt richtig professionell
Zu der eigenen Seite da hast Du Recht, aber wollte nur mal fragen ob Du auf sowas Lust hättest
Toll
Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt, als sich selbst. Josh Billings
Nutzen Dem Hund ein Signal zu geben, auf das er etwas Bestimmtes tun soll, ist gut. Ihm aber auch ein Signal mit "an die Hand" zu geben, dass ihm sagt wie lange er es tun soll ist unheimlich nützlich!
Beispiele aus dem Alltag: Viele Leute sagen ihrem Hund "Sitz". Bestenfalls setzt sich der Hund. Und dann sitzt er. Aber wie lange soll er sitzen? Wann darf er etwas anderes machen? Kann er es wagen, aufzustehen? Oder das Warten an einer Schwelle, Treppe, Tür: Entweder, man sagt "Warte" oder die Tür/der Bordstein/die Treppe wird zum Signal für den Hund, den Halter anzusehen und nicht einfach weiterzulaufen. Dann kann man die Freigabe geben und dem Hund signalisieren: Ja, du kannst durch die Tür/die Treppe hinauf/hinabgehen. Sicher, man kann auch das Signal "Sitz Bleib" einführen, aber da sind die Mensche ähnlich (in)konsequent und lasen den Hund dann aufstehen, wann er will, das Signal wird unwichtig.
Das Freigabesignal bietet eine gute Möglichkeit der Impulskontrolle und wird positiv aufgebaut.
Aufbau Man gewöhnt sich an, nach Kommandos, die eine andauernde Handlung erfordern (Sitz, Platz, Warte, Halt, Steh) das Ferigabesignal zu geben. Das kann sein: "Lauf" (bringt eventuell zu viel Unruhe und Tempo mit rein, eignet sich eher zum Freigeben an einer Hundewiese o.ä.) oder "OK". Ich sage "OK" und mache dazu eine lockere, "wischende" Handbewegung.
Ob man das Trainieren des Signals in den Alltag einbaut und es "nebenher" übt oder aber direkte Trainingssequenzen provoziert, bleibt euch überlassen. Beim Schaffen einer Situation - den Hund also absichtlich in eine Lage bringen, in der er etwas will (zum Beispiel vor dem Hinausgehen warten, bis die Freigabe ertönt), kann zu Frustration und Stress führen - das mindert den Lernerfolg.
Es macht also Sinn, Alltagssituationen zu nutzen. Zum Beispiel bevor der Hund den Futternapf bekommt, soll er warten. Mit dem Abstellen des Futternapfes wird OK gesagt, der Hund darf futtern. Später (wenn man mehr Hände frei hat und den Hund nicht mehr festhalten muss) kann man die Geste mit dazubringen. Muss man aber nicht. Das Freigabesignal wird im laufe der Zeit immer weiter hinausgezögert. Ziel ist es, dass man den Napf abstellen, sich aufrichten udn dann die Freigabe geben kann.
Und dann gibt man die Freigabe immer dann, wenn eine Übung sowieso aufgelöst wird. Obacht: Zu Anfang sollte eine Übung (sitzen, warten ...) sehr schnell durch den Menschen aufgelöst werden, damit der Hund einem nicht zuvor kommt und so lernen kann, dass eine Übung dann beendet ist, wenn man sagt, dass sie zuende ist.
Interessant: Die Freigabe muss übrigens nicht zwignend durch Futter belohnt werden. Ein freundliches Wort und die Erlaubnis, jetzt das tun zu dürfen, was der Hund erreichen wollte, sind Belohnung genug.
Hier kann man also mit Grewes "Persönlichkeit statt Leckerlie" arbeiten: Der Hund lernt, durch Zusammenarbeit mit dem Menschen bekommt er das, was er möchte (nicht immer, aber immer öfter ). Kooperation lohnt sich also.
Noch Fragen?
Ein Hund, der knurrt, ist nicht gefährlich - er kommuniziert! Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen
Also Du hast es echt drauf! Ich verwende Auf, nehm ich aber auch wenn er jetzt genug geschnüffelt hat und es weitergehen soll... Vllt. nicht so praktisch
Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt, als sich selbst. Josh Billings
ZitatGepostet von Samaso Also Du hast es echt drauf! Ich verwende Auf, nehm ich aber auch wenn er jetzt genug geschnüffelt hat und es weitergehen soll... Vllt. nicht so praktisch
Wieso das? Ein positiv aufgebautes Signal kann man in manchen Situationen auch als Abbruchsignal verwenden. Mach ich bei Dina auch ab und an, es hält sich aber mindestens die Waage.
Danke für's positive Feedback,
Cassi
Ein Hund, der knurrt, ist nicht gefährlich - er kommuniziert! Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen
Weiß nicht Kann ja sein das der Hund verwirrt werden würde, aber das klappt aufjedenfall Wenn ich von Sitz auf sage, springt er auf, oder Platz, oder bleib, und wenn wir spazieren sind und ich sag auf gehts weiter... Hab gedacht Du findest vllt. das ich meinen Hund verwirre
Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt, als sich selbst. Josh Billings
Mein Freigabesignal für Übungen und Futter ist "frei". Ich habe allerdings zwei veschiedene... Das Frei benutze ich ausschließlich für die UO auf dem Platz bzw. die Üungen dafür zu Hause... Für das alltägliche Leben nutze ich das Wort "OK"
Zu Hause sage ich zum Beispiel oftmals bewusst nicht "Platz" oder "Sitz", da das Signale sind, die ausschließlich durch mich aufgelöst werden. Ein Leg Dich oder Setz Dich darf der Hund selbst auflösen, wenn er mir noch zu wuselig ist, dann sage ich den Befehl einfach nochmal. Bekommen wir Besuch und ich möchte nicht, dass er von alleine aufsteht, dann sage ich Sitz oder Platz und achte auch darauf, dass er erst dann aufsteht, wenn ich es sage. Das mag vielleicht komisch sein, aber im Familienalltag hat es sich bewährt, denn sonst versaue ich mir das Sitz und Platz
Man das is ja echt super Beim durchlesen konnte ich mir zum glück auf die Schulter klopfen*G*, wobei ich das anschauen garnich richtig geübt hab, das hat Nela von ganz allein gemacht...ich gehör aber auch zu den Menschen, die schich schon Jahre vor der Anschaffung dafür interessiert haben...und ich hatte ne Freundin, die sich früher nen Hund zugelegt hat, da konnte ich abschauen ....ich freu mich schon auf weitere Themen!!!!
Was ihr so schreibt klingt toll! Man muss ja nicht immer alles klar und superstrukturiert nach Anleitung machen.
Aber mir helfen oftmals solche Anleitungen als Kreativschub. Manchmal weiß man eifnach nicht weiter oder etwas klappt nicht so, wie man sich das wünscht. Dann ist es immer toll, wenn man nachschlagen kann. Dass ihr diese Sachen, sozusagen aus dem Bauch heraus, verwendet und eigneführt habt, finde ich toll. Und herr Bloch sicher auch, denn der warb beim letzten Seminar mit "mehr Bauchgefühl in der Hundeerziehung" - wo er IMO recht hat (es wird immer so viel zerdacht "darf man das? Ist das gemein? Ist das artgerecht? Kommt der Hund zu kurz? Komme ich zu kurz? War das jetzt Strafe? ...", dabei kann es ja oft alles sooooooo einfach sein )
Ein Hund, der knurrt, ist nicht gefährlich - er kommuniziert! Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen
Du hast dir so viiiiel Arbeit gemacht! Wenn ich an meine Zeiten denke, die ich mit unseren "Jungs" in der Hundeschule verbracht habe, und die nicht sehr produktiv waren, dann freue ich mich über klare Ansagen für mich und meinen Vierbeinern!!!
Ich habe in einer Sendung eine Hundezüchterin gesehen, die ihre Border Collies durch Kommandos (sie gibt ihre Kommandos in einer Sprache die "Englisch" klingt) und ohne Leckerlis motiviert bzw. erzieht. Ich war absolut beeindruckt...
Wirklich toll, Cassi, ich werd mir das heute mal ausdrucken...
Die bisher von dir beschriebenen Signale kennen meine zwar bereits (so oder ähnlich ), aber ich bin mir nicht sicher, dass auch wieder Phasen kommen, die einen völligen Neuaufbau verlangen werden...
Meine reagieren mittlerweile auf Handzeichen meist ebenso gut, in einigen Situationen sogar besser als auf Wortkommandos. So funktioniert mein "Kommt mit" (wenn nicht herkommen, sondern mitlaufen gemeint ist) besser, wenn ich mit der Hand an mein Bein klopfe... Besonders während unserer "Jagdexpeditionen" wird nur geflüstert oder eben mit Zeichen gedeutet - sie sind dabei sehr viel aufmerksamer und reagieren schneller als mit gesprochenen Kommandos, was natürlich auch an der an sich schon spannenden Arbeit liegt.
Eine Frage an dich, vielleicht ein klein wenig OT: Was ich aber einfach nicht hinkriege, ist ein sauberes "Platz" - liegt es daran, dass es mir nicht wichtig genug ist? Dass ich kaum Situationen "finde", die ein "Platz" nötig machen? Oder anders gefragt: Wirkt nach deiner Erfahrung auch ein Kommando, hinter dem ich als HH nicht wirklich stehen kann oder ist meine Haltung dazu letztendlich ausschlaggebend?
(Mache auch gerne einen neuen Thread dazu, falls das jetzt ein wenig durcheinander gerät...)